
Oje, hatte eigentlich gehofft, die Beweissache wäre einigermassen geklärt.
Ich lasse mal bewusst den ganzen juristischen "In dubio pro reo"-Part weg und komme direkt auf den subjektiven Aspekt der Beweisforderung zu sprechen.
Ist zwar ebenfalls äusserst klugscheisserisch, hier jetzt an Formulierungen herum zu stänkern, aber letztendlich macht halt doch oft die Formulierung einer Aussage den Unterschied aus, ob sich jemand provoziert fühlt und einen Beweis verlangt, oder nicht.
Die Aussage:
"Wenn es mehr Sterne und Planeten als alle Sandkörner in allen Wüsten und allen Stränden zusammengerechnet gibt, dann ist es zu 99,9% klar dass es Leben außerhalb der Erde gibt.",
provoziert mich zum Beispiel bereits wieder, weil ich das, aus mir ebenfalls logisch wirkenden Gründen, etwas anders sehe. Wenn du aber jetzt sagst, dass deine Variante zu 99,9% klar ist, reduzierst du gleichzeitig, wenn wahrscheinlich auch ungewollt, mich und meine Logik auf lächerliche 0,1%.
So gesehen ist es glaub ich einigermassen nachvollziehbar, dass ich mich quasi angegriffen fühle und einen Beweis für diese 99,9% Wahrheit haben möchte. Und dies nicht zuletzt, weil die Annahme
Mega viele Planeten = 99,9% Wahrscheinlichkeit, dass es Außerirdische gibt
für mich kein ausreichender Grund ist, da in dieser Angelegenheit nach heutigem Wissensstand der kausale Zusammenhang fehlt.
Dazu ein vereinfachtes Beispiel:
Um dich herum siehst du eine gewaltige Schafherde, die in jede Richtung bis zum Horizont reicht. Alle Schafe, die du von deinem Standpunkt aus erkennen kannst sind weiss (oder scheinen weiss zu sein), bis auf ein einziges Exemplar, das ist ganz deutlich schwarz. Jenseits der klar erkennenden Sichtweite, siehst du knapp dass es wohl noch unzählig viele Schafe mehr haben muss, von denen du aber keins mehr erkennen kannst und auch deren Farbe nicht weisst.
Jetzt jedoch aus dieser ungeheuren Anzahl von Schafen zu schliessen, dass es sicher irgendwo noch ein oder mehrere andere schwarze Schafe gibt, wäre keine kausale Schlussfolgerung, sondern ein
Trugschluss.
Um Missverständnissen vorzubeugen hier die Definition von
Trugschluss:
Als Fehlschluss oder Trugschluss (lat. fallacia) bezeichnet man einen Schluss, bei dem die abgeleitete Aussage nicht aus den explizit angegebenen oder implizit angenommenen Voraussetzungen folgt. Dies bedeutet nicht sofort, dass die abgeleitete Aussage auch falsch ist: Ein Fehlschluss gibt keinerlei Aufschluss über den tatsächlichen Wahrheitsgehalt der abgeleiteten Aussage.
Mit anderen Worten: Die Begründung für die Aussage, es gäbe noch weitere schwarze Schafe, wäre zwar grundsätzlich falsch, aber es könnte dennoch sein, dass die Aussage aus anderen Gründen wirklich stimmt.
Soviel dazu. Wo konkrete Beweise schon mal des Sachverhalts wegen zum vornherein fehlen, sollte man deshalb auch auf Ausdrücke wie "es ist fakt", "Tatsache ist", "es ist klar" etc. verzichten, um eine zielgerichtete Provokation zu vermeiden. Den Ausdruck "Ich behaupte.." halte ich dabei für einen Grenzfall, da er zwar einerseits die eigene Meinung betont, andererseits aber
behaupten oft als Beanspruchung für Richtigkeit verstanden wird.
Wenn du deine Aussage inetwa so formulieren würdest:
"Wenn es mehr Sterne und Planeten als alle Sandkörner in allen Wüsten und allen Stränden zusammengerechnet gibt, dann ist [die Vermutung doch naheliegend, dass es auch Leben ausserhalb der Erde geben könnte.]
würde mich das persönlich beispielsweise schon viel weniger provozieren und ich müsste dir sogar teilweise recht geben, denn die reine Vermutung darüber ist meiner Meinung nach wirklich ziemlich naheliegend. Dennoch würde es mich natürlich nicht daran hindern, diese Vermutung mit dem oben genannten Beispiel zu relativieren, aber es käme mir nicht in den Sinn zu verlangen, dass du diese Vermutung, die nunmal nur eine Vermutung ist, beweisen sollst.
Umgekehrt verstehe ich durchaus, dass auch die widerholte Forderung nach Beweisen provozieren kann, wobei die Beweisforderung allerdings in der Regel gut begründet ist (ich verzichte vorläufig darauf, das weiter auszuführen).
Um auch in dieser Hinsicht diplomatischer und rücksichtsvoller vorzugehen, könnte man es den Kindern gleichtun und den Ausdruck "Beweise es" durch simple Fragen wie "warum?", "wieso?" ersetzen, was letztlich in der Regel zum gleichen Ergebnis führt, wobei man aber Gefahr läuft, in einer Endlosdisskusion zu landen.
Auch hierzu ein vereinfachtes Beispiel:
Ein Kind fragt dich: Gibt es Außerirdische?
Du: Ja, ziemlich sicher.
Kind: Warum?
Du: Weil es mehr Sterne und Planeten als alle Sandkörner in allen Wüsten und allen Stränden zusammengerechnet gibt, auf denen es Außerirdische geben könnte.
Kind: Kennt man denn einen anderen Planeten, auf dem es Außerirdische gibt?
Du: Nein.
Kind: Wieso nicht?
Du: Weil man mit den heutigen Mitteln noch keinen geeigneten Planeten gefunden hat, auf dem es Außerirdische geben könnte.
Kind: Warum weiss man denn dann, dass es irgendwo doch einen Planeten mit Außerirdischen gibt?
Du:
...

Spätestens an diesem Punkt würde ich dem Kind wahrscheinlich ein Eis spendieren und das Thema wechseln. Sicher liesse sich da noch irgendwie weiter diskutieren, aber letztendlich wird wahrscheinlich doch ein Eis fällig sein und die Antwort: Man weiss nicht, ob es Außerirdische gibt. Also schlussendlich inetwa das selbe Ergebnis, wie wenn man einen Beweis verlangen würde, denn jedes
Warum und
Wieso eines Kindes oder auch eines Erwachsenen ist im Grunde auch nichts anderes als eine Beweisanforderung. Eine durchaus weniger provokante zwar, dafür unter Umständen aber auch eine nervigere..
PS: Diskutieren wir lieber wieder drüber, wie Außerirdische aussehen könnten.. Und zwar auf begründeten und fundierten Vermutungen und Spekulationen basierend. Aussagen darüber, das wir uns Außerirdische nicht vorstellen können weil sie aus womöglich ganz anderen Elementen bestehen etc. mögen zwar vielleicht sogar stimmen, sind aber nicht wirklich förderlich für's Thema.
Deshalb halten wir uns leiber an das, was wir uns vorstellen können und spekulieren beispielsweise lieber darüber, welche Artengruppe (Säuger, Fische, Reptilien etc.) am besten geeignet wäre, um eine raumfahrende Spezies oder schon nur ne höhere Intelligenz in unserem Sinne zu werden.
Ich habe dazu bereits ganz bestimmte Vorstellungen und Vermutungen, würde mich aber auch sehr für andere Meinungen dazu interessieren.